650 Jahre Pfarrgemeinde

Jubiläumskonzert in der Pfarrkirche am 6. Dezember 2008

Ein geistliches Konzert in der Pfarrkirche St. Nikolaus bildete den Auftakt des diesjährigen Patroziniumfestes zu Ehren des Schutzheiligen der Gemeinde. In diesem Jahr feierten die Gamshurster in einem größeren Rahmen als sonst üblich, gab es doch mit dem 650jährigen der Pfarrgemeinde und dem 200. Gründungstag des Kirchenchors ein Doppeljubiläum zu feiern.

Nach feierlichem Präludium und Fuge (Ernst Friedrich Richter) zur Einstimmung des Konzertabends durch Franz-Xaver Neufeld an der Orgel durfte Pfarrer Michael Keller alle weiteren Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit Achern-Land aus Großweier, Önsbach und Wagshurst und zahlreiche Gästen sehr gut besetzten Gotteshaus willkommen heißen.
Neben Oberbürgermeister, Ortsvorsteher sowie Gemeinde- und Ortschaftsräten durfte er auch ehemalige Chorleiter, Vorstände und Organisten des Jubiläumschors begrüßen.
Keller gab seine Freude zur schönen Tradition eines jährlichen Konzerts am Patrozinium zum Ausdruck und wähnte die kirchliche Liturgie ohne die begleitende Kirchenmusik wesentlich ärmer.

Unter der Leitung von Laurent Charenton eröffnete der Projektchor des Gamshurster Kirchenchors St. Nikolaus den gesanglichen Teil des Abends mit der doppelchörigen Motette des 100. Psalms „Jauchzet dem Herrn“ von Heinrich Schütz, wobei die begleitenden Bläser dem Chor antworteten.

Das Repertoire, das der Chor seit dem Frühjahr einstudiert hatte, beinhaltete ansprechende Stücke verschiedener Stilepochen bis hin zu neuem geistlichem Liedgut. So folgten dem ersten Vortrag aus dem Zeitalter des Barock mit „Von ganzem Herzen will ich Dir danken“ (Hans-Werner Scharnowski), begleitet von Melanie Federle-Jülg auf der Querflöte, und dem englischen „The Lord bless you and keep you“ (John Rutter) zwei zeitgenössische Vorträge. Zwanzig Gast-Sängerinnen und Sänger waren für dieses Chorprojekt zu den 21 Aktiven des Kirchenchors hinzugekommen.

Im weiteren Verlauf des Festkonzertes interpretierte der Projektchor Alessandro Scarlattis festliche Motette „Exsultate Deo“.

Mit „Canzon seconda“ von Giovanni Gabrieli und „Prayer and Alleluia“ von Anton Bruckner beeindruckte das Bläserquartett Jonas Huck, Pius Ganter (Trompeten), Valeria Abs (Horn) und Alexander Abs (Posaune) das Publikum.

Den zweiten Chorauftritt des Abends bot der Kirchenchor St. Martin aus Großweier. Unter Leitung von Anne-Sofie Daferner präsentierte er fünf Stücke aus dem Repertoire, darunter den Gregorianischen Choral „Ad te levavi“ und den Satz „Tauet, Himmel“ von Johann Michael Haydn. Bevor der Kirchenchor St. Johannes aus Wagshurst unter der Leitung von Nicole Gießler vier geistliche Stücke von Johannes Brahms, Andreas Hammerschmidt und Johann Sebastian Bach interpretierte, erklang auf der Orgel das „Concerto opus 7,5“ von Georg Friedrich Händel.

Oberbürgermeister Klaus Muttach überreichte dem Kirchenchor im Rahmen des Konzertabends die „Zelter-Plakette“. Anfang März waren 13 kirchliche und über 220 weltliche Chöre bei den „Tagen der Chor- und Orchestermusik 2008“ in Bruchsal für langjähriges Wirken und den Erwerb besonderer Verdienste um die Pflege der Chormusik von Bundespräsident Horst Köhler mit dieser Plakette ausgezeichnet worden (wir berichteten). Die Verleihung der Zelter-Plakette geht auf eine Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss zurück und gilt als höchste Auszeichnung für Laienmusikensembles in Deutschland.

Den Termin wähnte der Oberbürgermeister wie maßgeschneidert, dürfe er, der selbst langjähriger Sänger in einem katholischen Kirchenchor war, doch im Auftrag des Bundespräsidenten dem Chor an seinem eigenen Namenstag diese Auszeichnung überreichen.

Zum Finale formierten sich alle teilnehmenden Chöre der Seelsorgeeinheit, um mit Einbeziehung der Besucher „Nun danket alle Gott“ unter Leitung von Laurent Charenton erklingen zu lassen.

Als Früchte ihrer Anstrengungen ernteten die Protagonisten des Konzertabends stehende Ovationen vom Publikum.

Pfarrgemeinderat Helmut Spraul dankte abschließend allen Beteiligten. In dem großen Engagement, das sie an den Tag legten, spiegeln sich Gemeinschaft, Füreinander und Miteinander – wesentliche Grundwerte des christlichen Lebens.

Anschließend gingen die Akteure und Gäste zum gemeinsamen gemütlichen Beisammensein in der festlich geschmückten Gamshurster Mehrzweckhalle über.
Vorsitzender Josef Schell hob in seiner Begrüßungsansprache besonders die hervorragende gegenseitige Ergänzung im Organisationsteam hervor und dankte für die geradezu phänomenale Unterstützung, die man zum Jubiläum auch aus anderen Vereinen und Gruppierungen erhalten habe.

In seinem Grußwort ging Oberbürgermeister Muttach humorvoll auf einige Begebenheiten ein, die er aus der Chronik entnommen hatte. Sie stellen Belege dafür dar, dass die Geschichte von Pfarrgemeinde und politischer Gemeinde nicht nur verwoben, sondern Teile voneinander seien und deshalb die politische Gemeinde, sowohl der Ortsteil Gamshurst als auch die Stadt Achern, bei diesem Jubiläum gerne mitfeiern.

Festgottesdienst und „Klausfest“ am 7. Dezember 2008

Das traditionelle „Klausfest“ in Gamshurst zu Ehren des Schutzheiligen St. Nikolaus von Myra, wurde dieses Jahr in einem größeren festlichen Rahmen gefeiert als üblich. 650 Jahre Pfarrgemeinde und 200 Jahre Kirchenchor gaben Anlass zu einem Jubiläumskonzert (wir berichteten) und einem feierlichen Festgottesdienst am Sonntag.

Dr. Paul Wehrle, Weihbischof des Erzbistums Freiburg, war gekommen, um die Doppel-Jubiläumsmesse anlässlich des Patroziniumfestes zu zelebrieren.

Als Konzelebranten standen ihm die Pfarrer Michael Vollmert, Bernd Walter und Michael Keller zur Seite – alle drei mit einem besonderen Bezug zu Gamshurst.

Pfarrer Keller ist seit vier Jahren in der Seelsorgeeinheit Achern-Land tätig und wohnt seither im Gamshurster Pfarrhaus. Michael Vollmert war ab 1982 Pfarrer in Achern und betreute von dort die Gamshurster Kirchengemeinde von 1986 bis 1993. Er ist heute Regionaldekan in der Region Odenwald-Tauber.

Bernd Walter, heute Pfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit Eutingen in der Nähe von Pforzheim, hat seine Wurzeln in Gamshurst und durfte 2001 in seiner Heimatgemeinde Primiz feiern.

Gesanglich begleitete der Projektchor des Gamshurster Kirchenchors St. Nikolaus die Eucharistiefeier mit der „Missa brevis Sancti Joannis de Deo“ von Joseph Haydn, im Volksmund auch als die „kleine Orgelsolomesse“ bezeichnet. Die Orgel spielte der langjährige Chorleiter Franz-Xaver Neufeld. Ein Streichorchester, besetzt mit Rupert, Ursula und Julia Pieper, Maximilian Eisinger, Ines Lung und Sandra Schorpp begleitete den Gottesdienst, in dem Alice Fuder als Solistin beim Sanctus und Auszug brillierte.

Weihbischof Wehrle forderte in seiner Predigt auf, sich täglich innerlich „abzuhorchen“, wie man den Mitmenschen begegnet sei und verdeutlichte in den Bildworten Jesu, sich zu fragen, ob man eher Weg oder unüberwindbare Mauer, eher stärkendes Brot, oder Stein, an dem man sich die Zähne ausbeißt, oder ob man mehr Licht als Finsternis gewesen sei.

Mit der Palestrina-Medaille des Diözesan-Cäcilienverbandes durfte er dem Kirchenchor St. Nikolaus eine außergewöhnliche Würdigung für seine schon zwei Jahrhunderte dauernde Tätigkeit um die Kirchenmusik überreichen.

Ob der Schutzheilige St. Nikolaus ein guter Sänger war, wisse er nicht, aber fest stehe, dass er einen guten Ton in miesliche Lebenssituationen gebracht habe und mit gutem Beispiel für viele Menschen vorangegangen sei.

Die Palestrina-Medaille des Allgemeinen Cäcilienverbandes wird seit 1968 an Kirchenchöre verliehen, die eine kirchenmusikalische Tätigkeit von mindestens hundert Jahren nachweisen können. Namensgeber der Medaille ist Giovanni Perreluigi da Palestrina, ein italienischer Komponist und Erneuerer der Kirchenmusik, der zwischen 1514 und 1529 geboren wurde und 1594 in Rom starb. Er gilt als begnadeter Musiker und „Musikgenie“ des 16. Jahrhunderts, von dem bis heute noch viele Werke erhalten blieben, und als einer, der die Kirchenmusik in dramatischer und nachhaltiger Weise veränderte.

Nach dem Gottesdienst begleitete der Musikverein Gamshurst die Kirchenbesucher durch das Dorf zur Halle, um dort über die Mittagszeit zur Unterhaltung aufzuspielen.

Ortsvorsteher Hans Jürgen Morgenstern übereichte dem Jubiläumschor ein Präsent der Gemeinde. Er würdigte das außergewöhnliche Engagement des Kirchenchors mit seinem wichtigen Beitrag im kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Gemeinde.

Generationen haben in Gamshurst Gottesdienste gefeiert und so eine Kirche aus lebendigen Steinen gebaut. Damit, so der Ortsvorsteher, sei diese bis zum heutigen Tag nicht nur ein kostbares Kleinod geblieben, sondern auch eine Heimat für Menschen, die dort Einkehr und Besinnung gehalten haben. Er wünschte, das Wirken des Heiligen Nikolaus weiterhin in Pfarrkirche und Gemeinde zu spüren.

Über die Geschichte der Kirche und Pfarrei in Gamshurst berichtete Werner Bühler, Vorsitzender des Vereins für Ortsgeschichte, aus den Informationen, die für die Festschrift zum Jubiläum zusammengetragen wurden.

Einen besonderen Gruß und ein „Merry Christmas“ an die Jubilargemeinde durfte er von Timothy Allgeyer aus den USA verkünden, dessen Vorfahren aus Gamshurst stammten. Über E-Mail-Kontakt hatte er von den Feierlichkeiten erfahren und wähnte sich im Geiste bei seinen Ahnen, die einst durch die Türe der St.-Nikolaus-Kirche gingen.

Im Programm ging es weiter mit einem Auftritt des Sängerbunds Gamshurst, der mit gesanglichen Darbietungen aus seinem Repertoire den beiden Jubilaren gratulierte.

Selbst die Kleinsten leisteten Ihren Beitrag zum Festwochenende. Die Schulanfängergruppe des Kindergartens und alle vier Klassen der örtlichen Grundschule erfreuten das Publikum mit einem weihnachtlichen Sammelsurium an Tänzen, Gedichten sowie gesungenen und instrumentalen Liedvorträgen.

Zum Abschluss des „Klausfestes“, und so war es auch in diesem Jahr, kommt immer der Nikolaus selbst zu Besuch. Er scharte die Kinder um sich, erzählte ihnen eine Weihnachtsgeschichte und durfte selbst Lieder und Gedichte von seinen jungen Besuchern hören. Danach gab es – wie sollte es bei einem Nikolaus auch anders sein – natürlich auch Geschenke für seine kleinen Gäste.

Pfarrgemeinderat Helmut Spraul, der den ganzen Festnachmittag durch das Programm geführt hatte, dankte abschließend allen, die zum Gelingen des Jubiläums in zahlreichen Arbeitsstunden beigetragen hatten, für ihren unermüdlichen Einsatz.

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