Schulleiter Klaus Bär in den Ruhestand verabschiedet

„Schule früher – Schule heute“ in Gamshurst

Alle zwei Jahre feiern die Gamshurster Grundschüler mit ihren Lehrern und Angehörigen kurz vor den Sommerferien ein großes Fest. Dieses Mal hatte es einen ganz besonderen Rahmen, war doch die Zeit gekommen, Abschied von Schulleiter Klaus Bär zu nehmen, der mit dem Ende des Schuljahrs in den Ruhestand tritt

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert lenkt er die Geschicke in der Gamshurster Schule – und so lag es nahe, mit dem Fest unter dem Motto „Schule früher – Schule heute“ ein kleine Zeitreise in Vergangenheit und Gegenwart des Lebens in einer „Lehranstalt“ zu wagen. Leider ließen es die Witterungsverhältnisse am Sonntag nicht zu, das Fest „Open-Air“ auf dem Schulhof zu feiern und wurde daher kurzerhand in die Halle verlegt.

Für die Bewirtung der Gäste sorgten das Team des Grundschulfördervereins, Elternbeirat und die Eltern der Gamshurster Schüler. Neben Putengeschnetzeltem mit Spätzle zum Mittagstisch gab es Gegrilltes und eine reichhaltige Kuchentheke zum Nachmittagskaffee für die Gäste in der voll besetzten Halle.

Mit dem gemeinsamen Lied „Aus grauer Städte Mauern“ eröffneten alle Schüler das bunte Programm auf der Bühne, anmoderiert von Kim Schrapp und Jonas Meyer. Ein Ausflug in den „Musikunterricht früher“ kam gewiss vielen Besuchern noch bekannt vor, hatten sie doch selbst in der Jugend Lieder wie „kein schöner Land“ oder „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ gelernt, die nun, einstudiert von Susanne Bär, von den Kindern vorgetragen wurden.

Wer lernt, muss auch Pausen machen, und so zeigte eine Schülergruppe Pausenspiele wie Sackhüpfen, Murmeln oder das Neckspiel „Blinde Kuh“, die sie mit ihren Lehrerinnen Heike Schwenk und Julia Schneider gelernt hatten Unter dem Motto „Schreiben und Malen früher und heute“ stellte die Kunstgruppe von Mariella Merkel ihre Arbeiten aus dem Unterricht vor – eines der Werke wurde dem scheidenden Schulleiter zum Abschied überreicht.

Flotte Sprünge, hoch hinaus über den Kasten legten die Jungen und Mädchen beim „Sportunterricht früher“ auf die Bühne – für den richtigen Pfiff dabei sorgte Sportlehrer Martin Schübel mit der Trillerpfeife.

Danach ging es mit dem Theaterspiel „Der Rattenfänger von Gamshurst“ weiter – toll geschminkt und kostümiert trugen sie die Geschichte des Spielmanns vor, der zuerst die Mäuseplage beendete und dann die Kinder des Dorfs entführte. Rosemarie Vollmer hatte dieses Stück mit der Theatergruppe einstudiert.

Wie ein Musikunterricht bei ihrer Lehrerin Susanne Bär heutzutage gestaltet wird, stellten die Schüler in einem weiteren Programmblock vor – begleitet mit Instrumenten und afrikanischen Trommeln. Richtig zeitgemäß wurde es mit dem Rap „Herr Bär geht in Pension“ den die Kunstgruppe unter Mariella Merkel einstudiert und auf den Abschied des Schulchefs zugeschnitten hatte. Im Anschluss gab es eine Tanzeinlage der Viertklässler.

Mit einem gemeinsamen französischen Lied aller Kinder, das ihnen Französischlehrerin Madame Danielle Janz beigebracht hatte, wurde das Programm der schulischen Zeitreise in Gamshurst beschlossen.

„Zum Abschluss noch mal die Schulbank drücken“

Wer dachte, der Programmpunkt „Verabschiedung Schulleiter Klaus Bär“ zum Abschluss des Schulfestes in Gamshurst sei eine kurze Rede, hatte weit gefehlt: Im Geheimen hatten Lehrer und Vereine ein umfangreiches Abschiedsprogramm voller Überraschungen organisiert: Zuerst wurde der Schulleiter gleich auf die Bühne geholt und auf eine historische Schulbank gesetzt. Eh‘ er sich’s versah, sah er sich mitten in eine Schulstunde von anno dazumal versetzt, bei der ihn das Lehrerkollegium der Grundschule mal so richtig „in die Mangel“ nahm: Rechnen, Deutsch, Latein und Musiklektionen standen auf dem Programm. Der arme Schulleiter bekam sogar noch den Rohrstock angemessen.

Ortsvorsteher Hans Jürgen Morgenstern ließ in seiner Ansprache zur Verabschiedung des Schulleiters den Blick über seinen schulischen Werdegang schweifen. Bevor Klaus Bär nach Gamshurst kam, war er nach seinem Lehramts-Studium an Sonderschulen in Markdorf am Bodensee, in Memprechtshofen und in Renchen tätig.

1984 bewarb er sich um die Schulleiterstelle in Gamshurst, erhielt den Zuschlag zu diesem Amt und trat seine Stelle am 28. November des gleichen Jahres an. Die ersten Jahre wurden ihm nicht leicht gemacht, doch dem setzte er Kompetenz, Fleiß und unbändigen Arbeitswillen entgegen. Die Elternschaft erkannte dies und stärkte dem Rektor den Rücken, so dass eine konstruktive Arbeit von Lehrerkollegium, Eltern und Schulleitung zum Wohle der Kinder möglich wurde.

Stets den Fortschritt vor Augen, begann Bär, 1988 die Schule mit Computern auszurüsten.
Öffentliche Mittel für die Schule waren knapp, und so entstand bei einer Adventsfeier der Erstklässler 1999 die Idee einen Grundschulförderverein zu gründen. Dies legte den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte mit der Umsetzung ehrgeiziger Ziele: Computerraum, das „Offene Klassenzimmer“, die Pflasterung des Pausenhofs und Renovierung der Schule sind nur einige Projekte, die durch diesen Verein erreicht wurden.

Wie beliebt der Schulleiter im Dorf ist, zeigte sich nach schweren persönlichen Schicksalsschlägen, bei denen er immense Unterstützung durch die Dorfgemeinschaft erhielt. Unter Zurückstellung persönlicher Interessen, sogar Missachtung der eigenen Gesundheit, so Ortsvorsteher Morgenstern, standen Schule und Kinder für ihn stets im Vordergrund. Er schaffte es, ihnen all die Werte zu vermitteln, die für die Zukunft und erfolgreiche Werdegänge notwendig sind.

Zur Erinnerung an die Schulzeit in Gamshurst überreichte ihm Morgenstern im Namen der Ortsverwaltung, des Ortschaftsrats und des Fördervereins einen handgeschnitzten „Lehrer“, dem eine gewisse Ähnlichkeit mit dem scheidenden Schulleiter nicht abzusprechen ist.
Mit Klaus Bär scheide nicht nur ein Lehrer, Tröster und väterlicher Freund, sondern auch ein Vorbild für Kinder und ein erstklassiges Lehrerkollegium an der Schule, das es treffend verstanden habe, alle zum Wohle der Kinder zu motivieren: Die Messlatte für seine Nachfolge, so der Ortsvorsteher und zugleich Ehrenvorsitzende des Grundschulfördervereins, sitze sehr hoch.

Michael Schrapp dankte dem Schulleiter im Namen der Eltern und wünschte, ihn so in den Ruhestand zu verabschieden, wie man ihn jeden Tag erlebt hatte: Mit „Volldampf“ – und dazu gab es einen Gutschein für eine historische Dampfzugfahrt.

Leonhard Brunner, Vorsitzender des Grundschulfördervereins, gewährte einen Rückblick auf die gemeinsame Zeit und Projekte im Verein, der so viel Gutes für die Schule leistet. Bislang kraft Amtes als Schulleiter im Vorstand vertreten, würde dieser Posten nun wegfallen – aber das nächste „Amt“ schloss sich unmittelbar an, und so ernannte er Klaus Bär zum Ehrenvorsitzenden.

Unter Leitung von Sylvain Fellmann spielte danach die Jugendkapelle des Musikvereins Gamshurst – und Bär bestätigte: er kannte in der Tag alle Musiker, die auf der Bühne für ihn spielten. Vorsitzender Christian Federle hatte für den Schulleiter als Dankeschön für die gemeinsame Zeit sogar ein Zeugnis dabei.

Theo Maninger bedankte sich im Namen der Pfarrgemeinde für das jahrelange gute Verhältnis zwischen Schule und Kirche. Nach einer flotten Tanzeinlage ehemaliger Schülerinnen verabschiedeten sich auch die Litzlocher Moorhexen vom Schulleiter: Viele Jahre hatten sie gemeinsam ihren fastnachtlichen Spaß – sei es beim Kinderfasching oder der Schulstürmung. Oberhexe Manuela Morgenstern durfte ihm ein Hexen-T-Shirt und eine „Mini-Hexe“ zur Erinnerung überreichen.

Werner Bühler vom Verein für Ortsgeschichte bedankte sich für die selbstverständliche Unterstützung, wenn mal Stellwände für Ausstellungen benötigt wurde – oder als er den Heimatforschern im Winter eine Heizung brachten, als sie im Archiv auf dem Schuldachboden tätig waren. Wilfried Schanz, Abteilungskommandant der Gamshurster Feuerwehr und damit sozusagen „Mitbewohner“ im gleichen Gebäude, überreichte dem Schulleiter ein Dankeschön zum Start in die Pension.

Die ersten Schüler, die Bär bei seinem Dienstantritt als Klassenlehrer betreute, bewiesen, dass sie auch Jahre später noch Erich Kästners Gedicht „Im Auto über Land“ beherrschten, das sie einst bei ihm lernten.

Eine weitere musikalische Überraschung gelang dem Sängerbund, der sich in der Halle einfand und unter Leitung von Christian Bahls eine Auswahl seines Repertoires zum Besten gab – darunter, ganz dem Anlass gerecht, auch das Lied vom Dorfschulmeisterlein. Vor einigen Jahren hatte der Chor seinen Proberaum noch in der Schule, wie Vorsitzender Gerold Bahls in seinen Dankesworten an Bär erwähnte.

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