Neue Kirche Gamshurst
Mit einem Blitzschlag und dem Brand des alten Gotteshauses begann am 6. Mai 1926 die Geschichte der neuen Kirche in Gamshurst. Aufgrund des großen Brandes wurde auch die Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Gerhard Lorenz führte den Besuchern im Gasthaus Pflug vor Augen, wie die Ortschaft sich nach diesem Ereignis hinsichtlich des Kirchenbaus entwickelte. „Seit 1841 gab es viele Versuche, den ungenügenden Raum der Kirche zu erweitern. 820 Plätze hätte die Gemeinde mit 1249 Bewohnern gebraucht. Nur 488 waren indes bis 1926 gegeben.“
Der Grundstein für die neue Kirche, so Lorenz weiter, wurde am 24. Juli 1927 im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der allerseligsten Jungfrau Maria und des heiligen Bischofs Nikolaus gelegt. Der Pfarrer war Franz Wilhelm Busam, in Friedrich Koch habe er auch einen Kaplan gehabt. Noch wichtiger jedoch sei der Bürgermeister gewesen. Denn Karl Kaltenbach habe das neue Gotteshaus zusammen mit den Gemeinderäten Nikolaus Bechtel, Anton Walter, Raphael Braun, Otto Rummel, Anton Renner und Karl Koch bezahlen müssen. Günstig, da unentgeltlich, so Lorenz weiter, sei indes die Bauleitung gewesen. Die Pfarrgemeinde habe die Unterstützung „mit aufrichtigem Dank“ entgegengenommen. Die Kirche hat man im rechten Winkel zur alten und deutlich größer angebaut.
Letztlich habe man die Kosten von 164000 Mark mit 90000 seitens der Gemeinde, einer Entschädigung der Gebäudeversicherung, Beiträgen des Kirchenbauvereins, Sammlungen in anderen badischen Gemeinden und bei Auswanderern in Amerika sowie 10000 Mark aus dem Kirchenfonds Rippoldsau bewältigt.
Den heiligen Nikolaus, so Gerhard Lorenz, hat die Gemeinde 1927 als Patron wieder übernommen. Schließlich sei er Patron der Fischer gewesen und in der Region insgesamt achtmal Kirchenpatron geworden. Die Hochwassergefahren an der Acher seien maßgeblich dafür gewesen.
Einen großen Einschnitt in das Bild der Kirche führte der Vortragende mit der Renovation in den 1970er Jahren an. Die Liturgiereform des Konzils habe auch dazu bewogen, alte Kanzel und Kommunionbank abzubauen.
Nur wenige Jahrzehnte später habe die Ortschaft sehr bedauert, dass in diesem Zusammenhang auch die drei Deckenbilder übertüncht wurden. „Der hochbegabte Kirchenmaler Franz Danksin aus Berlin hatte Szenen aus der Nikolaus-Legende gemalt. Diese wieder zu bekommen war gar nicht einfach“, erinnerte Lorenz an seinerzeitige Auseinandersetzungen, die die nach wie vor baupflichtige Ortschaft zusammen mit Willi Stächele, dem damaligen Minister Baden-Württembergs für den ländlichen Raum, erfolgreich führte. „Heute ist die Orgel an der Stelle, wo früher die Kanzel stand.“ Der 2002 gegründete Freundeskreis für die Kirche war dafür ebenfalls mit starkem Einsatz zur Stelle.
Und zuletzt, so Lorenz, hat auch der alte Chorraum der früheren Kirche wieder in einen beispielhaften Zustand versetzt werden können. „Unsere Kirche kann also spannende Geschichten erzählen.“ Den Dank für den Abend verband Edgar Gleiß, Vorsitzender des Vereins für Ortsgeschichte, mit herzlichem Dank.
Text: Michael Karle, Repro: Willi Kammerer